Boses neuer Spitzenkopfhörer mit Geräuschunterdrückung, die Bose Noise Cancelling Headphones 700, versuchen mit neuem Design, neuer Technologie und einer neuen Verschiebung des Fokus zum neuen Goldstandard zu werden. Die neuen 400 Euro teuren Kopfhörer sollen das eher nüchterne Image von Bose in Richtung moderner und modischerer Kopfhörer verändern und gleichzeitig die (teurere) Konkurrenz sowie die hauseigenen älteren Modelle wie die Bose QuietComfort 25 (zu unserem Test) hinter sich lassen.
Inhaltsverzeichnis
Technische Details
Breits nach kurzer Nutzungszeit fällt uns auf: Die Konnektivität mit Telefonen und Tablets, sowohl Android als auch iOS, ist echt bombastisch. Die Kopfhörer unterstützen Bluetooth 5, aber nur die Audiocodecs SBC und AAC. Das ist für Apple-Nutzer mit Sicherheit in Ordnung, da AAC die höchste Qualität ist, die ein iPhone oder iPad unterstützen kann, aber Android- oder Windows-PC-Nutzer, die nach fortschrittlicheren Formaten wie Qualcomms aptX-Serie oder Sonys LDAC suchen, werden hier leider nicht glücklich.
Die Kontrolle der Audiolatenz war gut, Audio und Video waren mit allen wichtigen Video-Apps und -Diensten perfekt synchronisiert, einschließlich des oft problematischen YouTube. Spiele zeigten eine kleine Audioverzögerung. Die Bose Noise Cancelling Headphones 700 können auch mit zwei Geräten gleichzeitig verbunden werden, was bedeutet, dass ihr zum Beispiel ein Video auf einem iPad ansehen und dann einen Anruf auf Ihrem Telefon oder ähnlichem annehmen könnt. Mit mobilen Geräten funktionierte das hervorragend, aber wenn man die Kopfhörer gleichzeitig mit einem Computer und einem Telefon verbindet, so kam es teilweise zu Audioproblemen.
Mit der Bose Music App lassen sich mehrere Geräte koppeln und im laufenden Betrieb zwischen ihnen wechseln oder die Geräte können einfach manuell über die eigenen Bluetooth-Einstellungen getrennt und wieder verbunden werden.
Überzeugende Akkulaufzeit für Vielreiser
Die Bose Noise Cancelling Headphones 700 halten knapp 20 Stunden zwischen den Ladevorgängen, wenn Bluetooth und Noise Cancelling auf Maximum eingestellt sind und sogar länger, wenn das Kabel verwendet wird. Das ist zwar nicht branchenführend – gerade wenn bedacht wird, dass der MX-1000M3 von Sony etwa 30 Stunden durchhält. Das ist lang genug, um eine Woche lang zu pendeln oder einen Transatlantikflug zu überstehen. Trotzdem muss ich Bose hier nicht wirklich Vorwürfe machen – auch wenn noch etwas Luft nach oben ist.
Das Aufladen via USB-C dauert knapp 2,5 Stunden, was im Vergleich zum schnell ladenden Smartphone recht langsam ist. Eine 15-minütige Schnellladung bietet jedoch über drei Stunden Wiedergabezeit, was praktisch ist wenn vergessen wurde, die Kopfhörer vorab aufzuladen.
Die technischen Daten
Frequenzbereich | 105 bis 18.000 Hertz |
Kopfhörertyp | OverEar |
Verbindungsart | Bluetooth, 2,5 mm AUX-Eingang, USB-C |
Bluetooth Reichweite | Bis zu 9 Meter |
Akku-Variante | k.A. |
Akku-Laufzeit | Bis zu 20 Stunden (Bluetooth + ANC) |
Akku-Ladezeit | Ca. 2,5 Stunden |
Kabellänge | 1,06 Meter |
AptX-Unterstützung | Nein |
Gewicht | 250 Gramm |
Treibergröße | 40 Millimeter |
ANC vorhanden | Ja |
Design und Tragekomfort
Der segmentierte Kopfbügel und die klappbaren Arme sind verschwunden, stattdessen kommt ein schlankeres, nahtloses Metallband zum Einsatz, das in zwei Armen endet, die zur Höhenverstellung leichtgängig durch die Außenseite der Ohrmuscheln gleiten.
Es zeigt sich ein schlankeres Design, das harte Linien, Übergänge und Unterbrechungen beseitigt. Sogar die Bündelungen der Ohrpolster wurden geglättet. Die Form der Ohrmuscheln zwingt den Kopfbügel, der mit einem Soft-Touch-Silikonpolster ausgekleidet ist, weiter hinten auf dem Kopf zu sitzen. Werden die Bose Noise Cancelling Headphones 700 allerdings zu weit vorne getragen, so rutschen sie ab.
Ebenfalls schade: Sie lassen sich nicht mehr in der Mitte falten. Stattdessen werden die Ohrmuscheln einfach gedreht und passen in ein keilförmiges Gehäuse, das laut Bose an einem Ende besonders dünn konzipiert wurde und daher leichter in eine Flugtasche passen soll. Aber da die Kopfhörer nicht faltbar sind, ist es schwieriger, sie ohne das Gehäuse in einen Rucksack oder eine Handtasche zu quetschen. Unserer Meinung nach ein kleiner Schritt zurück.
Angenehme Bedienung auch unterwegs
Auch die Bedienelemente wurden neu gestaltet. Zwei Tasten auf der rechten Seite sorgen für die Stromversorgung, das Pairing und die Steuerung des Sprachassistenten – Google Assistant, Alexa oder Siri – mit erweiterter Google Assistant- oder Alexa-Funktionalität – wenn ihr dies denn nutzen möchtet.
Eine Taste an der linken Ohrmuschel steuert die Geräuschunterdrückungsstufe. Dazu wird die Taste gedrückt gehalten, um den Konversationsmodus zu aktivieren, der den Ton von außen einfängt, damit ihr ungestörter telefonieren könnt – obwohl ihr dabei äußerst unhöflich ausseht. Eine andere Lösung wäre vielleicht sinnvoller gewesen.
Die neuen Touch-Bedienelemente sind die besten, die wir je bei einem Kopfhörer verwendet haben und funktionierten auch bei schlechtem Wetter zuverlässig – allerdings nicht mit nicht Touch-fähigen Handschuhen. Doppeltes Tippen auf das Bose-Logo an der rechten Hörmuschel schaltet die Wiedergabe oder Pause ein. Wischt nach vorne oder hinten, um einen Titel zu überspringen, und nach oben oder unten, um die Lautstärke zu regeln. Sieben Wischbewegungen reichen von minimaler bis zu maximaler Lautstärke mit einer kontinuierlichen Progression dazwischen.
Klangqualität
Bose-Produkte haben immer einen unverwechselbaren Klang, der in audiophilen Kreisen für Unstimmigkeiten gesorgt hat und auch immer noch die Lager teilt. Das ist bei den Bose Noise Cancelling Headphones 700 nicht anders. Wer bisher nicht mit dem Klangbild von Bose-Kopfhörern zufrieden war, der wird auch bei diesem Modell seine Meinung nicht ändern.
Wen das jedoch nicht stört, der wird dafür mit einem ausgewogenen Klangbild verwöhnt, das in den Bässen druckvoll ist und in den Höhen klar und deutlich klingt, so dass sie bei verschiedenen Musikgrenes glänzen. Es wird auch eine fast klinische Trennung der Töne hörbar, die es einzelnen Instrumenten und Noten erlaubt, kühn alleine zu stehen und nicht zu einem Audiobrei zu verschmelzen.
Der Bose Noise Cancelling Headphones 700 kommt mit den meisten Musikgenres gut zurecht, mit einem leicht hörbaren und offenen Klang, der etwas räumlicher ist als noch bei den Vorgängermodellen. Insgesamt gehören sie zu den beständigsten und bestklingenden Kopfhörern, die in diesem Preisbereich angeboten werden, gleichauf zum Beispiel mit dem MX-1000M3 von Sony. Es gibt allerdings keine Equalizer-Steuerung, aber Bose meinte unlängst, dass das Unternehmen an der Möglichkeit arbeitet, den Klang der Kopfhörer als Teil seiner neuen Architektur anzupassen.
Einen weiteren Pluspunkt vergeben wir für die Telefonie-Funktion: Sprachanrufe sowie der Zugriff auf den Sprachassistenten sind ein neuer Schwerpunkt für die Bose-Kopfhörer. Mit einer Reihe von Mikrofonen führen sie eine ähnliche beam-forming Rauschunterdrückung auf Ihre Stimme aus wie Smart Speaker. Das Ergebnis ist eine klare und laute Sprachaufnahme selbst in den lautesten Umgebungen. Wenn ihr also viel telefoniert oder ständig mit Alexa, Google Assistant oder Siri sprecht, dann sind die Bose Noise Cancelling Headphones 700 genau das Richtige für euch.
Wirklich überzeugendes Noise Cancelling
Der Bose QuietNoise 35 gilt für viele Nutzer als der beste Kopfhörer mit ANC seiner Zeit und hat die Geräuschunterdrückung auf die nächste Stufe gehoben und die Bose Headphones 700 können unserer Meinung nach mit den aktuell besten von Sony mithalten – vor allem beim Pendeln, denn sie bewältigen Windgeräusche besser als alle anderen. Bei maximaler Einstellung ist die Geräuschunterdrückung sehr effektiv und blockiert oder verringert selbst die schwierigsten oder lautesten Geräusche. Der Unterschied zwischen diesem Modell und selbst Mittelklassemodellen ist wie Tag und Nacht. Hier bekommt ihr definitiv, wofür ihr bezahlt.
Bose hat das hauseigene Noise-Cancelling-System für mehr Flexibilität überarbeitet. Jetzt ist es möglich zwischen 11 Stufen zu wählen: Von maximaler Geräuschunterdrückung bis hin zur vollständigen Öffnung, bei der Umgebungsgeräusche über die Mikrofone auf der Kopfhöreroberfläche in den Kopfhörer geleitet werden.
Das heißt, wenn ihr etwas von dem mitbekommen möchtet, was um euch herum passiert – wie zum Beispiel Gespräche in einem Büro, aber ohne das Brummen von Klimaanlagen oder Computern – so könnt ihr den Pegel entsprechend anpassen. Der Umgebungsgeräuschmodus der Bose Noise Cancelling Headphones 700 ist ebenfalls eine Klasse für sich und klingt weitaus natürlicher und offener als alle anderen ähnlichen Technologien, die ich bisher verwendet habe.
Gesteuert wird dies über einen Tastendruck zur Geräuschunterdrückung an der linken Ohrmuschel, wobei ihr zwischen drei bevorzugten Geräuschunterdrückungsstufen wechseln könnt, die standardmäßig auf Null, Fünf und Zehn eingestellt sind. Jedes Mal, wenn ihr die Stufe wechseln oder den Gesprächsmodus ändern möchtet, so wird die Geräuschunterdrückung sanft hoch- und wieder heruntergeregelt, als ob jemand an einem großen analogen Lautstärkeregler dreht. Ein kleines Detail, das die ganze Erfahrung noch luxuriöser erscheinen lässt.
Fazit
Die Bose Noise Cancelling Headphones 700 markieren einen Wandel für das Unternehmen, das versucht, von der Wahrnehmung, dass sie von Geschäftsreisenden gekauft werden, zu einem designorientierten Luxusangebot mit einem entsprechenden Preisschild für aktuell 400 Euro abzuweichen. Sie sehen auf jeden Fall eleganter und teurer aus als die Vorgängermodelle. Auch die Bedienung ist flüssiger – sei es das Ein- und Ausblenden von Klangmodi oder die klassenbesten Swipe-Touch-Bedienelemente.
Außerdem sind sie die bisher bestklingensten Bose-Kopfhörer mit einer gleichbleibend feinen Leistung. Audiophile werden vielleicht immer noch von der Bose-Soundsignatur abgeschreckt sein, doch alle anderen dürfte dies nicht stören. Die Geräuschunterdrückung ist erstklassig, aber jetzt anpassbar mit einer gleitenden Skala von verfügbaren Stufen, und die Sprachsteuerung für Anrufe oder Sprachassistenten ist klassenbestens.
Das Fehlen von Bluetooth-Audioformaten mit höherer Qualität oder niedriger Latenz jenseits von SBC und AAC ist für Nicht-Apple-Nutzer etwas enttäuschend, gerade in der heutigen Zeit. Auch die Akkulaufzeit ist mit knapp 20 Stunden zwar solide, aber nicht klassenführend. Hier ist merklich noch Luft nach oben.
Letztendlich sind zwar vergleichsweise teuer, aber die Bose Noise Cancelling Headphones 700 gehören zu den besten Kopfhörern, die in dieser Preissparte erworben werden können. Gerade im Hinblick auf die wirklich gute Noise-Cancelling-Technologie, die uns echt überzeugen konnte.